Evangelisch
Eisenstadt - Neufeld

 

Predigt Konfirmation 17.Mai 2012 Eisenstadt: Psalm 121

Gnade sei mit Euch und Friede von Gott unserem Vater und unserm Herrn Jesus Christus!

Liebe Gemeinde!

Zwei Konfirmanden haben heuer ihren Konfirmationsspruch aus dem 121.Psalm gewählt. Das hat mich veranlasst, diesen Psalm in den Mittelpunkt der Predigt zur Konfirmation zu stellen.

Und außerdem ist es einer der schönsten Psalmen, zumal in der Übersetzung von Martin Luther.

P S A L M 1 2 1 - Ein Wallfahrtslied.

  1. Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen.

Woher kommt mir Hilfe?

  1. Meine Hilfe kommt von dem HERRN,

der Himmel und Erde gemacht hat.

  1. Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen,

und der dich behütet, schläft nicht.

  1. Siehe, der Hüter Israels schläft und

schlummert nicht.

  1. Der HERR behütet dich;

der HERR ist dein Schatten über deiner rechten Hand,

  1. daß dich des Tages die Sonne nicht steche

noch der Mond des Nachts.

  1. Der HERR behüte dich vor allem Übel,

er behüte deine Seele.

  1. Der HERR behüte deinen Ausgang und Eingang

von nun an bis in Ewigkeit!

Herr, segne unser Reden und Hören!

Psalm 121. Ein Wallfahrtslied.

So ist er in der Bibel überschrieben.

Ein Lied, das Menschen singen, die unterwegs sind. Unterwegs für Gott und zu seiner Ehre ... die eine Pilgerfahrt unternehmen, um Ihn anzubeten ... damals zum Heiligtum, zum Tempel in Jerusalem.

Das Fest nähert sich seinem Ende. Menschen aus dem ganzen Land sind zusammen gekommen, um miteinander daran zu denken, wie Gott sein Volk durch die Geschichte geführt hat und es bewahrt hat.

Noch ein letztes Mal hat man gefeiert, miteinander gegessen und getrunken, nun naht die Stunde des Abschieds.

Ein weiter Weg liegt vor einem jeden, aus der Geborgenheit der feiernden Gemeinschaft gehen sie hinaus, jeder in sein Dorf.

Der Weg ist weit und steinig, bedroht von wilden Tieren, manchmal auch von Räubern, beschwert von der heißen Sonne am Tag und der Dunkelheit und Kälte in der Nacht.

Der Psalm hat also mit Geschichte zu tun und mit der Zukunft.

Im Schnittpunkt zwischen dem, was hinter ihnen und ihrem Volk liegt / und dem, was vor ihnen liegt, beten Menschen diesen Psalm. Damals und seit Jahrtausenden … so wie wir heute

Mit der Bitte um Bewahrung auf dem Weg. Im Vertrauen auf diese Bewahrung.

Darum fügt sich dieser Psalm auch gut in die Feier der Konfirmation ein.

Denn dieser Gottesdienst hat auch mit Geschichte zu tun. Mit der Geschichte Gottes mit uns, und mit unserer Geschichte mit Gott und seiner Kirche.

Es beginnt mit der Taufe ... unser Leben ist verknüpft mit Gott von Anfang an...

Daß ER Ja zu uns sagt, lange bevor wir Ihm eine Antwort geben können ...

Und wie sieht die Antwort unseres Lebens heute aus, da wir selber mündig

und erwachsen oder vor den Toren der Konfirmation stehen?

Daß wir mit Christus verbunden sind und seinen Namen tragen ...

Allein darüber könnten wir lange nachdenken. Was bedeutet das für unser Leben, das wir als Christinnen und Christen Seinen Namen tragen?

Die Geschichte unseres Lebens mit Gott, die Geschichte unseres Glaubens ... der Anfang in der Taufe, die Erfahrungen der Kindheit, die Gebete der Eltern oder auch nicht, Religionsunterricht, Konfirmandenunterricht, Nähe und Ferne zum Glauben und zur Gemeinde, vielleicht auch Mitarbeit ...

Vieles an der Geschichte Gottes mit uns Menschen kommt in diesem Gottesdienst zusammen ...

Auch für mich ist mit dieser Konfirmation ein wenig Geschichte verwoben. Es ist der erste Jahrgang von Konfirmandinnen und Konfirmanden, von denen ich einige schon selber in dieser Gemeinde getauft habe.

Victoria war die erste, schon drei Tage nach meinem Amtsantritt.

Natalie einige Tage später. Sie hat mir auf der Freizeit die Fotos von ihrer Taufe gezeigt. („Damals hatten Sie noch braunes Haar“).

Im September auch noch Sophie, bis zum Jahresende 1998 Franzi, Matteo und Nina.

Und nun stehen sie, d.h. noch sitzen sie hier bei ihrer Konfirmation – an dieser Schnittstelle zwischen der Kindheit, deren Schuhen sie immer mehr entwachsen, und dem Erwachsensein, dem sie entgegenreifen. Manchmal überwiegt noch das eine, manchmal schon das andere – und manchmal ist dieses Dazwischen keine einfache Zeit, weder für die Jugendlichen noch für ihre Eltern.

Unser Psalm 121 hat also mit Geschichte zu tun und mit der Zukunft.

Im Schnittpunkt zwischen dem, was hinter ihnen und dem, was vor ihnen liegt, beten Menschen diesen Psalm. Damals und seit Jahrtausenden … so wie wir heute.

Mit der Bitte um Bewahrung auf dem Weg. Im Vertrauen auf diese Bewahrung.

Der Psalm ist ein Ausdruck dieses Vertrauens auf die Begleitung Gottes. Sie können ihn, wenn Sie wollen, nicht nur in der Bibel, sondern auch im Gesangbuch unter Nr. 740 nachlesen.

Ein Psalm von und für Menschen, die unterwegs sind. Der von der Gefährdung des Weges weiß – und auch von Geborgenheit und Bewahrung.

Psalm 121. Ein Wallfahrtslied.

  1. Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen.

Woher kommt mir Hilfe?

Woher kommt mir Hilfe? Woher erwarte ich mir Hilfe?

Nur von mir selber – ich merke doch immer wieder meine Grenzen.

Von meinem Partner – auch er braucht oft gerade dann meine Unterstützung, wenn ich die seine so dringend nötig hätte.

Und was ist, wenn der Partner sich aus dem Staub gemacht hat oder die Beziehung in Brüche gegangen ist ... und ich alleine da stehe ... mit mir ... vielleicht auch mit meinem Kind?

Woher kommt mir Hilfe?

Von meinen Freunden und Freundinnen? Manchmal ja, aber wie oft habt ihr auch schon erfahren müssen, im Stich gelassen zu werden…

Woher kommt mir Hilfe?

Ein kleiner Einschub: Ich war sehr erstaunt, als ich am Beginn dieses Jahres in der Konfirmandenvorbereitung gefragt habe, was sich die Jugendlichen für dieses neue Jahr wünschen. Neben manchem anderen haben mehr als die Hälfte gesagt: „dass die Welt nicht untergeht …“ Die Diskussionen um den Maya-Kalender und den angeblichen Weltuntergang am 21.Dezember scheinen also doch weite Kreise gezogen zu haben.

Darum haben wir einen deutschen Experten eingeladen, Bernd Harder, der auch schon öfters im Fernsehen war und einige Bücher über diese Fragen geschrieben hat. Sie finden den Hinweis am Ende des Gottesdienstzettels.

Übrigens habe ich erst vor kurzem einige interessante Gedanken Martin Luthers dazu gefunden, dass manche Leute ihr Schicksal aus den Sternen erforschen möchten. Er sagt sehr deutlich: “Den Sternen vertrauen ist Abgötterei.“ Diese Künste enthalten Gott die Ehre vor.“ Sterne gehören zur guten Schöpfung Gottes, können also nicht schaden. Aber:

„W i r sind Herren der Sterne!“ „Über Tag und Nacht sollen sie regieren, aber über meine Seele sollen sie kein Regiment noch Gewalt haben.“ (Ulrich)

Woher kommt mir Hilfe?

Die Antwort des Psalmdichters:

  1. Meine Hilfe kommt von dem HERRN,

der Himmel und Erde gemacht hat.

Von dem Schöpfer dieser Welt, der in jedes Menschenkind, ob groß oder klein, so viel hineingelegt hat.

Unverwechselbares. Jeder Mensch ist ein origineller Gedanke Gottes, keinen gibt es so ein zweites Mal ... mit jedem Leben hat er etwas vor …

Aber was kann nicht alles passieren auf dem Wege ... nicht nur Steine, wilde Tiere und Räuber, sondern auch Unglück, Unfälle, Krankheiten, Fehltritte, Sackgassen, verhaute Schularbeiten und Prüfungen ...

Meine Hilfe kommt vom HERRN.

  1. Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen,

und der dich behütet, schläft nicht.

  1. Siehe, der Hüter Israels schläft und

schlummert nicht.

Unsere Begleitung erreicht bald ihre Grenzen. Wir schlafen – was könnte nicht alles passieren... Wir sind einen Augenblick abgelenkt – es könnte riesige Folgen haben ...

Allein der Gedanke daran schnürt uns vor Angst manchmal die Kehle zu und die Seele ab…

Aber habe keine Angst, haben Sie vielleicht dem kleinen Kind damals gesagt ...

Wir beten miteinander das Abendgebet ... Und legen alles in Gottes Hand ...

Und legen auch das Leben unserer größer gewordenen Kinder in Gottes Hand …

  1. Der HERR behütet dich;

Auch wenn du größer wirst und viele Steine auf deinem Weg warten ...

Wenn die Schule dich fordert, die Hektik des Berufs deine Tage prägt ..

Wenn du in langen Nächten mit dir selber kämpfst ...

Wenn aus den Kindern junge Erwachsene werden, die sich anschicken, zunehmend ihre eigenen Wege zu gehen …

Die in diesen Wochen vor wichtigen Entscheidungen für das künftige Schul- oder Berufsleben stehen.

  1. Der HERR behütet dich;

der HERR ist dein Schatten über deiner rechten Hand,

  1. daß dich des Tages die Sonne nicht steche

noch der Mond des Nachts.

Wir wünschen dir alles Gute...

Und wissen doch, dass das Leben nicht nur Gutes bereit hält ...

Wir wünschen dir, dass dir nicht wehgetan wird ...

Und haben so oft erlebt, wie weh Menschen und Ereignisse uns tun können...

Und es sind nicht nur die bösen Anderen, die uns und dich gefährden...

Manchmal ist das Böse auch in uns selber / und in dir, wer wäre davon frei?

Der Herr bewahre dich in solchen Stunden, in denen niemand bei dir sein kann, auch nicht deine Eltern, deine Freunde …

Ein Einschub: Die Psalmen sind ja nicht nur ein Gebetbuch, gesprochen oder gesungen, das jüdische und christliche Gläubige seit Jahrtausenden begleitet – sie sind auch Poesie und als solche ein Stück Weltliteratur ...

Und der Psalm 121 ist einer meiner persönlichen Lieblingspsalmen. Gerade in der Übersetzung Martin Luthers.

Manche kennen vielleicht die Vertonung von Felix Mendelsohn-Bartholdy „Hebe deine Augen auf...“

Oder allein der Genitiv, der 2.Fall in diesem Vers 6 ... in Zeiten, in denen der Genitiv immer mehr verschwindet, in denen der Dativ dem Akkusativ sein Feind ist ...

Tut es einfach gut, tut es der Seele gut, diese Sprache zu hören, diesen Genitiv, der in der deutschen Sprache seinesgleichen sucht:

„Dass dich des Tages die Sonne nicht steche ... noch der Mond des Nachts“

Vers 7. Der HERR behüte dich vor allem Übel,

er behüte deine Seele.

Ja, er behüte deine Seele, dass sie sich dem Guten öffne ...

Als Kind, als Konfirmand, als Erwachsener ...

Dass dein Herz nicht gefangengenommen wird

von Egoismus und Gier und Geld ...

Wir wünschen dir, dass du zuhören lernst, sensibel bleibst,

dass du an den Nöten anderer nicht vorübergehst, vorbeischaust ...

Dass du einen Sinn für dein Leben findest .... den Reichtum entdeckst, der in dir liegt ...

Und du glücklich wirst.

Christoph hat sich diesen Vers als Konfirmationsspruch ausgesucht und bei der Konfirmandenprüfung am vorletzten Sonntag seine kurze Predigt darüber hier von dieser Kanzel gehalten:

„Ich habe diesen Vers genommen, weil er einfach passt und weil er gut ist.

Dass der Herr uns Alle vor unseren schlechten Taten behütet.

Dieser Vers soll mich davor beschützen, auf den falschen Weg zu geraten und er soll mir helfen, ein sinnvolles Leben zu führen.

Denn Gott ist nicht wie ein Kaugummiautomat, bei dem man oben etwas hineingibt und unten etwas herauskommt, sondern er ist wie ein Freund.

Wenn ich Ihn ehrlich bitte, wird er mir sicher helfen.“

  1. Der HERR behüte deinen Ausgang und Eingang

von nun an bis in Ewigkeit!

Der Segen Gottes sei über deinem Leben...

Dass du bereit bist oder bereit wirst, auf IHN zu hören,

dein Leben nach IHM auszurichten ...

So sind wir unterwegs, manchmal getrennt und manchmal miteinander,

als Täuflinge am Anfang dieses Weges,

als Konfirmanden in einer wichtigen Zeit kurz vor mancher Weggabelung,

oder als Erwachsener schon mit viel Erfahrung im Gepäck...

Erfahrung, die belasten kann oder auch beflügeln ...

Wir heben unsere Augen auf zu den Bergen.

Woher kommt uns Hilfe?

Unsere Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.

  1. Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen, und der dich behütet, schläft nicht.
  2. Siehe, der Hüter Israels schläft und schlummert nicht.
  3. Der HERR behütet dich;

der HERR ist dein Schatten über deiner rechten Hand,

  1. dass dich des Tages die Sonne nicht steche/ noch der Mond des Nachts.

Amen.